Drucken
Hauptkategorie: News
Zugriffe: 4819

 

 

Einige spontane Eindrücke der Reise sowie des Wettkampfes, des legendären Hawaii-Ironman habe ich ja längst zeitnah auf Triathlonszene.de sowie auf Facebook  formuliert und mit einigen Bildern illustriert, weil aber doch viele, die uns kennen, mit den sozialen Medien nicht so viel am Hut haben und ich seit der Rückkehr auch immer wieder angesprochen werde, von Hawaii und dem Rennen zu erzählen, will ich hier auf funkfamily.de  mit dem gewonnen Abstand die aus unserer Sicht wichtigsten Infos, schönsten Bilder und Erlebnisse- verbunden mit einer subjektiven Bewertung und Analyse des Wettkampfes-  nochmal zusammenfassend präsentieren.

 

 

Die nackten Zahlen des Ironman-Wettkampfes lassen sich ja leicht ergoogeln.(10h08 Minuten Endzeit für mich, was in der Altersklasse der 45 bis 50-jährigen gut genug für Rang 34 von 346 Teilnehmern der teilnehmerstärksten AK war, 11h45 Endzeit für Heike (entsprechend Rang 23) nach 3,86km Schwimmen im Pazifik, 180km Radfahren durch die Lavafelder von Big Island und 42,195 ebenfalls gänzlich schattenlose Kilometer am Alii Drive und auf dem Queen-K-Highway). Dass aber hinter diesen nüchternen Zahlen noch ein bisschen mehr steckt, um dies aufzuzeigen, habe ich diesen Text geschrieben.

 

 

Die Reaktionen unserer Umwelt (Kollegen, Freunde, Bekannte) nach unserer Rückkehr waren breit gefächert und reichten von „Wow, Herzlichen Glückwunsch zu dieser Wahnsinnleistung“ bis „Ich dachte ihr gewinnt? Was war los?“

 

Der Wettkampf war sicher rein vom Ergebnis her betrachtet nicht unser allerbester, wenn man die z.T. sehr guten Trainingsleistungen im Vorfeld und die Ergebnisse der bisherigen Saison in den Vorbereitungswettkämpfen mit berücksichtigt (die natürlich auch bei uns selbst gewisse Hoffnungen und Erwartungen geweckt hatten), aber –da sollte man bei aller Ehrlichkeit und Kritikfähigkeit auch die Kirche im Dorf lassen: echte Niederlagen (von denen wir in 25 Jahren Triathlon schon einige erlebt haben!) fühlen sich ganz anders an, gerade unter den erbarmungslosen klimatischen Bedingungen von Hawaii an diesem 11.Oktober 2015, als der Pazifik nochmal ein Stück welliger war als üblich und die Temperaturen einige Grad höher waren als im ohnehin sehr hohen langjährigen Mittel. Rund 30% aller weiblichen und männlichen Profis mussten das Rennen komplett aufgeben ebenso wie unzählige Amateure, von denen andere wiederum die Ziellinie erst nach endloser Wanderung in der Dritten Disziplin in der Mindestzeit von weniger als 17 Stunden erreichten.

 

Heike und ich dagegen konnten unseren Zieleinlauf genießen, die Huldigung des legendären Sprechers „The Voice of Ironman“ Mike Reilly dankbar und bei klarem Verstand entgegennehmen: „You are an Ironman!“ und mit einem dick gepackten Rucksack an Erinnerungen und neuen Erfahrungen eine Woche später die Heimreise  über Hilo, Los Angeles, Frankfurt und Salzburg antreten.

 

Weil unser Hawaii-Abenteuer aber nicht nur aus dem Ironman-Rennen bestand, sondern schon mindestens 7 Tage früher mit dem frühmorgendlichen Abflug aus Salzburg, genau genommen aber sogar einige Monate früher mit der unmittelbaren Hawaii-Vorbereitung begann, will ich in diesem Text doch ein wenig weiter ausholen und auch in einigen Sätzen auf die Trainingsvorbereitung eingehen, ebenso wie auf die stimmungsvolle Woche in Kona vor dem Wettkampf.

 

Wen in erster Linie der Rennbericht selbst interessiert, der kann den nachfolgenden Abschnitt überspringen und direkt zum Renntag wechseln.

 

Vor zwei Jahren war ich ja bereits anlässlich des Ironmans auf Hawaiizusammen mit unserem Ältesten Frederic  und das Ambiente des Wettkampfes sowie die Insel insgesamt hatte mir damals so gut gefallen, dass ich die damals gesammelten Eindrücke unbedingt noch einmal mit der gesamten Familie teilen wollte. Den Ironman Wales 2014 absolvierten  deshalb Heike und ich beide mit dem erklärten Ziel, ein weiteres mal die Qualifikation für Hawaii zu schaffen, wozu jeweils Top-Plazierungen in unserer Altersklasse notwendig waren. Heike wurde in Wales zweite ihrer Altersklasse und ich gewann die Altersklasse M45, so dass wir mit dem damit ergatterten sogenannten „Hawaii-Slot“  frühzeitig die Weichen für unsere Teilnahme  am Ironman Hawaii 2015, dreizehn Monate nach dem Ironman Wales stellen konnten.

 

Von Jahr zu Jahr wird es immer schwieriger, ein vernünftiges nahe am Start gelegenes Quartier zu finden. Kona war schon immer voll um den Ironman herum, denn es kommen ja nicht nur die Athleten, z. T. mit Angehörigen, sondern auch Sponsoren und, was seit kurzem ein echter Trend ist auch zunehmend Fans und sontige Triathlonanhänger, die einfach in die rund ums Rennen einmalige Atmosphäre eintauchen wollen und das Rennen live verfolgen wollen. Viele  attraktive Quartiere sind mittlerweile schon ein Jahr vorher ausgebucht. Heike konnte trotzdem in ambitionierter Recherche  ein wunderschön gelgenes Appartement ein Stück oberhalb des Alii Drives (=Teil der Ironman-Marathonstrecke) ausfindig machen, wo wir mit drei Schlafzimmern, zwei Badezimmern und Meerblick eine nahezu perfekte und top ausgestattete Unterkunft hatten.

 

 

 

 

Flüge hatten wir über Lufthansa von Salzburg nach Hilo mit Zwischenstopps in Frankfurt und Los Angeles gebucht. Die Hinreise verlief absolut reibungslos und der Transatlantikflug im fast neuen A380 mit vernünftiger Beinfreiheit und zeitgemäßem Videoentertainmentsystem nebst für Flugzeugkost wirklich schmackhaften Mahlzeiten war sogar so kurzweilig, wie ein 10-stunden-Flug halt sein kann.  Ab L.A. ging es dann mit United Airlines mit deutlich schlechterem Service weiter, aber dass wir Hilo , das auf der anderen Seite von Big Islang 100km entfernt von unserem Reiseziel statt Kona als Zielflughafen gebucht hatten, hatte den angenehmen Nebeneffekt, dass keine weiteren Triathleten dort mit uns flogen und das Flugzeug halb leer war, so dass wir auf diesem letzten 5 Stunden langen Flug jeweils eine komplette Sitzreihe zum vernünftigen Schlafen im Business-Class-Stil nutzen konnten.

 

Hilo empfing uns mit Regen, der dort an der Westküste der Insel alles andere als ungewöhnlich ist. Luftfeuchtigkeit und Temperatur in Hawaii sind, wenn man einen Tag vorher dem deutschen Herbst entflogen ist und danach über 30 Stunden sich nur in klimatisierten Flugzeugen und Flughäfen aufgehalten hat, stets ein beeindruckendes Erlebnis: fast als wenn man die Tür eine Dampfbades öffnet, in dem gerade ein frischer Aufguss stattgefunden hat.

 

Die ersten zwei Tage nach Ankunft versuchten Heike und ich uns mit Ruhe und sehr lockerem Training an den Klimaschock mit Hitze, gleißender Sonne sowie fast 100% Luftfeuchtigkeit zu adaptieren, während Frederic gleich am Tag nach unserer Ankunft beim traditionellen Path-Run gemeldet hatte: ein 5- und 10km-Lauf mit tausenden von Teilnehmern direkt auf dem Alii Drive, wo sechs Tage später auch Teile des Ironman-Marathons gelaufen werden.

 

Frederic gewann dort gleich die 5km-Gesamtwertung (gutes Omen für die Rennwoche?), war danach aber gleichzeitig auch beeindruckt, von der Hitze, die am Alii Drive bereits morgens um 8:00 steht. Beim Ironmanmarathon, 6 Tage später, muss man zu Beginn etwa um die Mittagszeit, also zur denkbar ungünstigsten Uhrzeit 15km auf dem Alii Drive bewältigen.

 

Der Rest der Woche verging fast wie im Fluge. Eins der absoluten Highlights aus meiner Sicht war das erste gemeinsame Morgen-Schwimmen am Montag zum rund 500m vom Ufer entfernt ankernden Kona-Coffee-Boat mit der gesamten Familie. Zusammen mit Heike, Anna-Marie, Marc-Philipp und Frederic in (nebenbei bemerkt ziemlich flottem Tempo unserer gut aufgelegten Kids und trotzdem entspannt) durch den Pazifik zu kraulen und dort dann am Coffe-of-Kona-Katamaran eine Tasse extra starken Kaffee zu schlürfen… in diesem Moment fühlte ich zum ersten Mal in diesem Urlaub das Aloha-Feeling, ein echter „Flow-Moment“ in dem ich mich privilegiert und einfach wunschlos glücklich fühlte, denn dieses Erlebnis, dass ich 2013 auch schon mit Frederic zusammen hatte, wollte ich danach unbedingt nochmal mit unserer kompletten kleinen „funkfamily“ wiederholen. Priceless! In solchen Momenten denkt man nicht mehr daran, wieviel Zeit man in Trainingsvorbereitungen gesteckt hat, was die Reise gekostet hat, man denkt einfach nur …wow. Das Leben ist schön!

 

Danach standen noch die letzten Trainingseinheiten auf dem Rad und zu Fuß, jeweils mit kürzeren Abschnitten in Renngeschwindigkeit auf dem Plan, v.a. aber musste immer wieder die Stimmung unter all den Athleten und Betreuern aufgesogen werden, diese unbeschreibliche Mischung aus innerer Anspannung, freudiger Erwartung, Hoffnung, oft auch vermischt mit Angst und Unsicherheit kurz vor dem Rennen, das für die meisten (uns eingeschlossen) ja den absoluten sportlichen Saisonhöhepunkt darstellen sollte, auf den man monatelang sich vorbereitet hatte.

 

 

 

Unter dem Strich hatte ich die Vorbereitung auf den Wettkampf in Kona 2015 sehr ähnlich gestaltet wie die Vorbereitung 2013, denn damals hatte ja alles fast perfekt hingehauen. Wenn man mal innerhalb dieser starken Konkurrenz einen dritten Platz sich erkämpft hat, denkt man natürlich, man hat den Kona-Code geknackt und weiß, wie das Rennen funktioniert. Dass dem nicht so sein muss, weil jeder Wettkampftag neue Überraschungen birgt, weiß man nach über 20 Jahren Triathlon andererseits aber natürlich auch (versucht das aber im Unterbewusstsein nur allzu gerne zu verdrängen).

 

 

 

Die Startphase mit Prügelei von 1700 hochmotivierten Athleten ist in Hawaii immer ziemlich stressig, am Wettkampftag begann der maximale Stress aber schon eine Stunde vor dem Start, als erst ein Reifen von mir am Ventil Luft verlor, so dass ich den offiziellen Bike-Mechaniker aufsuchen musste um auf die Schnelle einen Ersatzreifen mit extralangem Ventil für meine 90mm-Felge aufzutreiben (Natürlich hatte ich einen Ersatzschlauch am Rad, aber der war für mögliche Pannen im Rennen vorgesehen und ich wollte diesen nicht schon vor dem Startschuss opfern.

 

Als ich mich zum offiziellen Bike Support durchgefragt hatte und dieser glücklicherweise gut an Ersatzteilen sortiert waren, ich dieses erste Problem also mit rund 20 Minuten Zeitverlust halbwegs gemanagt hatte und zu meinem Fahrradabstellplatz zurückkehrte stellte ich fest, dass meine dort zurückgelassene Swim-Bag mit Schwimmanzug, Goggles und Bademütze verschwunden war und stattdessen die Swim-Bag meines Wechselzonen-Nachbars (Startnummer 876; ich hatte 877) dort lag, der offensichtlich meinen Beutel statt seines eigenen mitgenommen und möglicherweise bereits abgegeben hatte, da in seiner zurückgelassenen Tasche die fürs Schwimmen nötigen Utensilien bereits fehlte und nur noch die Aufwärmkleidung lag, die man vor dem Start anhat und die man dann dem Veranstalter zur Aufbewahrung während des Wettkampfes gibt.... :-(

 

Nachdem ich hektisch den Volunteers an der Abgabestelle der Swim-Bags mein Problem erklärt hatte und nach anschließendem fieberhaftem Suchen meiner Tüte mit der Startnummer 877 inmitten hunderter bereits abgegebener und ungeordneter Tüten, kam nach gefühlt unendlich langer Zeit Heike dann zur bag-Drop-Zone gelaufen und teilte mit, dass mittlerweile meinem Nachbarn in der Wechselzone sein Missgeschick doch noch aufgefallen war und er mir meine Tüte ans Fahrrad zurückgebracht hatte!

 

Ich habe selten so viel Adrenalin bei einem wichtigen Rennen bereits vor dem Startschuss verpulvert...

 

Da hatte ich gerade mal noch 25 min Zeit bis zu meinem Start. Mit dem Anziehen des Schwimmanzuges musste ich mich dementsprechend beeilen, Einschwimmen oder gar noch mal Meditieren und Kräfte sammeln vor dem bevorstehenden Wettkampf mussten kurzerhand gestrichen werden. Es ist in Kona schwierig genug einen vernünftigen Startplatz inmitten 1700 anderer Agegroup-Athleten zu finden/ sich zu erdrängeln.

 

Ich entschloss mich, wie schon 2013 sehr weit rechts, fast am Pier zu starten. Dort ist es zwar am engsten, aber man hat die Möglichkeit nach einigen hundert Meter nach der Startlinie, wenn die Prügelei nach dem Startschuss zu heftig wird, nach rechts in ruhigeres Wasser auszuweichen.

 

Pünktlich um 6:50 fiel dann auch der Kanonenschuss, der sämtliche männliche Amateure gleichzeitig auf die lange Reise schickte. Eigentlich fühlte ich mich auf den ersten Kilometern recht gut, überstand die Startphase mit nur wenig Geprügel und mit nicht allzuviel Wasserschlucken, aber warum auch immer: so richtig schnell vorwärts kam ich auch nicht. Im weiteren Verlauf der Schwimmstrecke wurde der Pazifik sehr wellig bis mir nach etwa 2km sogar heftig übel wurde. Wohl seekrank. Auf dem Rückweg zum Kona-Pier nahm ich dann subjektiv etwas Tempo raus, der Tag war ja noch lang, verlor aber dabei kaum Plätze, so dass ich mich eigentlich vernünftig plaziert wähnte.

 

Beim Ausstieg aus dem Wasser dann ein kurzer Blick auf die Uhr und fast ein Schock: 1h08min!? Das mit Abstand langsamste Schwimmen über 3,86km in meiner Triathlonkarriere. Dass ich trotz der mehrere Minuten Zeitverlust nur wenige Plätze schlechter lag, ein wesentlicher Teil des Zeitverlustes also wohl auf schwierigen Strömungsverhältnissen beruhte und damit alle Schwimmer betraf, das wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht, sondern ergab sich erst später beim differenzierten Studium der Ergebnisliste und Vergleich der Schwimmzeiten anderer Teilnehmer mit früheren Austragungen.

 

Ich freute mich trotzdem aufs Radfahren und die ersten paar Kilometer ließen mich schon auf ein Deja vu von 2013 hoffen als ich beim Radfahren von Rang 40 nach dem Schwimmen auf AK-Rang 2 vorgefahren war. Schnell machte ich auf der ersten Schleife einige Plazierungen gut, dann kam eine kurze schnelle Abfahrt  die Palani-Road runter und als ich danach wieder zu treten anfing, fühlten sich plötzlich die Beine komisch an und ein Blick auf den Pulsmesser zeigte irritierende 170 Schläge pro Minute, die überhaupt nicht zur abgegebenen Leistung passten und wo kurz vorher auf dem Display realistische HF 117 stand.

 

Ich entschloss mich dann erstmal so locker wie möglich den leicht ansteigenden Kuakini-Highway bis zum ersten Wendepunkt hoch zu fahren und wartete geduldig darauf,  dass sich die viel zu hohe Herzfrequenz wieder beruhigen möge.
Das ging eine Ewigkeit so. Habe dann immer wieder an jeder Mini-Abfahrt die Beine hängen gelassen und gehofft, dass sich der Puls normalisiert und die Beine wieder mir gehören und nachdem mich hunderte Radfahrer überholt hatte, habe ich schließlich bei ca. km 40 bei einer Verpflegungsstation angehalten und die dortigen Volunteers gebeten, einen Sani zu rufen. Wollte da eigentlich das Rennen beenden um in einer Klinik meine Elektrolyte checken und ein EKG schreiben zu lassen, um auszuschließen, dass irgendwas ernstes an der Pumpe ist. So wichtig ist ja der Sport nicht, dass man irgendwelche gesundheitliche Risiken vor sich selbst rechtfertigen kann.

Dort dann beim Warten auf den RTW, sprang nach ungefähr 10 Minuten der Puls wieder in den Sinusrhythmus um (von 170 auf ca.70), habe das dann noch einige Minuten beobachtet und nachdem ich mich urplötzlich auch viel besser gefühlt habe, habe ich dem Volunteer an der Aid-Station gesagt, dass ich es doch noch probieren will, den Wettkampf weiter zu machen.



PLazierungsmäßig war dann natürlich alles gelaufen, habe immer meinen Puls beobachtet und versucht, unter 140 zu bleiben (also maximal defensiv) und war damit gar nicht so langsam unterwegs. Die Form der Beine hatte ja gepasst. Ohne diese unerwartetete Tachykardie-Episode wäre meine Planung gewesen, die radstrecke 10 bis 15 Pulsschläge höher zu absolvieren, also an den Anstiegen bis ca. 155 zu gehen. Bereinigt um die verlorene Zeit beim Rumstehen an der Aid-Station und beim lockeren Dahinrollen zwischen km7 und km40 fuhr ich letztlich fast einen 38er-Schnitt, was an diesem Tag bei extrem heißen Temperaturen in den Lava-Feldern durchaus konkurrenzfähig gewesen wäre.



Den Marathon habe ich dann auch sehr defensiv gestaltet: bei jeder Verpflegungsstation stehen geblieben (Eis in den Anzug gesteckt, mit Wasserbechern geduscht, Cola getrunken), um die Körperkerntemperatur niedrig zu halten. Ich wollte das Ding einfach mit Anstand ins Ziel bringen!

Naja, das ist mir dann auch gelungen. Ob es vernünftig war, weiter zu machen, weiß ich nicht; Aber die Rhythmusstörungen sind während des Wettkampfes nicht wieder gekommen und im übrigen auch nicht mehr in den nachfolgenden zwei Wochen.

Natürlich sucht man nach Erklärungen und ich vermute mittlerweile, dass die Tachykardie-Episode abgesehen von der extremen Stresssituation mit möglicherweise zuviel Natrium im Blut durch das beim Schwimmen geschluckte Wasser und denkbaren Fehlern in der Vorwettkampfernährung zusammenhing und damit einhergehend eventuell zu wenig Kalium.

 

Wer sich für Zahlensalat interessiert findet hier die Radfahrt-und Puls-Daten im Detail online: https://www.strava.com/activities/410542609/analysis

 

 

Die ersten Kilometer des Marathons liefen eigentlich ganz gut, allerdings hatte ich auch,achdem es nicht mehr um Plazierungen sondern eine Finish in Würde ging, keine Lust mich über Gebühr zu quälen und hielt an jeder Verpflegungsstation an, um miich mit Eis und Cola in ausreichender Menge zu versorgen.

 

In den kiwami-Racesuit passt 'ne ganze Menge Eis, wie man an den sich abzeichnenden Beulen sieht: rund sechs Becher mit Eiswürfeln nahm ich an jeder Verpfelgungsstation auf, um bei der ectremen Hitze die Körperkerntemperatur auf einem für Mitteleuropäer ertäglichen Niveau zu halten. spätestens bei der nächsten Verpflegungsstation waren die hastig unter den Anzug gestopften Eiswürfe l dann auch bereits wieder komplett geschmolzen.

 

 

 

 

Die Endzeit war nicht ganz das, was ich mir vorgenommen hatte und aufgrund der Trainingsleistungen glaubte drauf zu haben. Die Erleichterung auf der Ziellinie war trotzdem groß, das Rennen das mit soviel Problemen vor dem Startschuss und in den ersten zwei Rennstunden begonnen hatte, so stabil beendet zu haben. Genau genommen ging es mir hintenraus sogar so gut (die letzten 4km waren die schnellsten des ganzen Marathons), dass ich vermutlich ohne weiteres noch 20 oder 30km weiter hätte laufen können ;-).

 

Mit dem Erreichen der Finish-Line von mir und eineinhalb Stunden später auch von Heike begann dann die „Chill-out“-Phase unseres Urlaubs. Wir genossen am Tag nach dem Rennen das traditionelle „Powerbar-Breakfast“ und ließen uns dabei von Wenke Kujala, die für das Team Erdinger in Kona vor Ort war, den Verlauf des spannende Profi-Rennens, von dem wir bedauerlicherweise nicht allzu viel mitbekommen haben, nacherzählen.

 

Tags darauf hatten wir dann fast unfassbares Glück, bei unserer ersten längeren Schnorcheltour gleich ein große Gruppe von Delphinen aufzuspüren. Später in der Woche stand noch eine abenteuerliche (und streng genommen verbotene) Trekking- Tour an die atemberaubenden Wasserfälle des abgelegenen Waipio-Valleys an, sovie diverse weitere Standup-Paddle- und Schnorcheltouren an den schönsten Pazifikstränden von Big Island.

 

Besser als mit vielen Worten lässt sich diese „Post-Race-Week“ mit bunten und stimmungsvollen Bildern illustrieren.

 

 

 

 

 

 

 

Für ein echtes Fazit sind die gewonnenen Eindrücke und Erlebnisse vielleicht noch etwas zu frisch. Dafür braucht man in der Regel noch mehr Abstand, aber eigentlich steht schon jetzt fest:

 

Die Erwartungen und Hoffnungen, die rein sportlich im Ironman-Wettkampf bei Heike und mir diesemal nicht ganz erfüllt werden konnten, wurden was die stimmungsvolle Pre-Race-Week und die entspannendere mit „aloha-Feeling“ erfüllte Post-Race-Week anbelangt, mehr als erfüllt bzw. sogar übertroffen. Gerade das gemeinsame Erleben mit unseren Kindern rechtfertigte rückblickend jeden Aufwand. Während es für mich nach nunmehr drei Ironman-Hawaii-Teilnahmen 1:2 steht (ein sportlich sehr guter Wettkampf, ein verkorkster 1996 sowie ein sportlich durchschnittlicher bis mäßiger 2015) lautet die Bilanz für Heike nach ebenfalls drei Teilnahmen eher 0:3 (zwar erreichte sie dreimal 1994, 1996 und 2015 ohne große Schwierigkeiten die Finish-line) belegte aber dabei nie einen ihrem tatsächlichen Leistungsvermögen und den Trainingsleistungen entsprechenden Platz, was tendenziell noch mehr als bei mir dafür spricht, dass ihr das schwer zu beschreibende schwül-heiße Klima in Kona nicht wirklich liegt. Ich bin mir fast sicher, dass ich in zwei oder drei Jahren es nochmal probieren werden, den virtuellen 2:2 Ausgleich zu erzielen, während Heike sich weit eher vorstellen kann die nächste Reise nach Kona vielleicht als Supporter unseres Sohnes anzutreten…

 

Mal sehen, was die Zeit bringt!