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Wenn Heike und ich in den letzten Jahren nach unseren Lieblingswettkämpfen gefragt wurden, haben wir meist auf unsere Wettkampfkalender der Vorjahre verwiesen: Triathlons, bei denen wir immer wieder als Wiederholungstäter an der Startlinie stehen haben meist (subjektiv aus unserer ganz persönlichen Athletensicht) das gewisse Etwas, dass sie gegenüber manch anderen Events hervorhebt.

 

Immer wieder probieren wir, da ja auch Abwechslung Trumpf ist, mal hier und da neue Triathlonwettkämpfe aus, aber bei Gerhard Budys Rennen in Ingolstadt stehen wir seit der Erstaustragung 2010 stets aufs Neue an der Startlinie. Dieses Jahr also nunmehr zum Siebten Mal in Folge.

 

 

 

Rang 3-->6-->9-->5-->7-->4: so lautet über die Jahre meine ganz persönliche Bilanz jeweils in der Gesamtwertung neben 6 Altersklassensiegen in Folge und diese Serie an einstelligen Topten-Plazierungen sollte natürlich möglichst auch 2016 halten, auch wenn es mit fortschreitendem Alter zugegebenermaßen von Jahr zu Jahr schwieriger wird, sich gegen die jungen "Hupfer" zu behaupten.

 

 

Heikes Inngolstädter Plazierungsserie liest sich noch besser: Rang 1-->2-->4-->6-->2, wobei Heike einmal (2014) verletzungsbedingt pausieren musste.

Auch Frederic konnte sich bei seinem ersten Sprintdistanz-Rennen überhaupt 2013 bereits einmal in die Siegerliste in Ingolstadt eintragen, so dass man als mit Recht behaupten kann, dass für die "funkfamily" die Schanzerstadt ein recht gutes Pflaster darstellt.

 

In den ersten beiden Jahren gab es in Ingolstadt übrigens nur eine Kurzdistanz, erst ab 2012 wird auch eine Mitteldistanz ausgetragen, wobei wir uns dann immer für eine Teilnahme bei dem längeren Rennen entschieden.

 

Die 2016er-Austragung war alleine von der Startzeit dann nochmal eine ganz besondere logistische Herausforderung, da die Startzeit der Mitteldistanz auf 8:00h früh vorverlegt worden war. Da die Anfahrt aus dem Chiemgau knapp 2 Stunden beträgt und man erfahrungsgemäß für alle Startvorbereitungen (Startunterlagen holen, Fahrrad zusammenbauen und zusammen mit Helm und wehcselbeutel mit Klebenummern versehen, Aufpumpen, Einchecken in die Wechselzone, Aufwärmen, Neo-Anziehen usw.) weitere rund zwei Stunden kalkulieren muss, bedeutete dass in diesem Jahr der Wecker bereits um 3:30 klingelte und um 4 Uhr Abfahrt angesagt war.

 

Tatsächlich schafften wir es staufrei die A8 zu bewältigen und dank Bundesliga-Parkausweis (wir sind ja auch Betreuer des Ligateams von Triathlon Grassau) konnten wir uns einen der wenigen zentral gelegenen Parkplätze am Ingolstädter Baggerweiher sichern.

 

Kurz vor dem Startschuss: alle Athleten sind hochkonzentriert und haben ihre Schwimmbrillen auf. Fast alle ;-)

 

Kurz vor 8 standen wir dann am Ufer... startbereit. Naja fast ;-) Der Starter hatte gerade mit dem Countdown (von 10 abwärts zählen) begonnen, als mir jemand zurief; "Harald, willst du dir nicht die Schwimmbrille aufsetzen?" Die hatte ich bis dahin nämlich immer noch auf der Stirn! Zum Glück ließ sich das noch auf die Schnelle nachholen, aber es zeigt, dass einem Anfängerfehler auch noch mit der Routine von fast 30 Jahren Triathlon-Wettkampferfahrung passieren...

 

Wenige Augenblicke nach dieser Schrecksekunde fiel dann auch der Startschuss und der Baggerweiher kochte zum ersten mal an diesem Tag durch das Gewühl hunderter Arme, die auf díe erste Boje lossprinteten.

 

 

 

Zwar konnte ich mich schnell halbwegs freischwimmen und dem Startgedränge seitlich entkommen, aber richtig schnell war ich im Wasser nicht, ebenso wie auch Heike, die irgendwann nach 1km neben mir schwamm. Zusammen beendeten wir die 2000m-Schwimmstrecke und sprinteten vom Wasser in die Wechselzone zu den Rädern.

Meine Wechselzeit war dieses mal relativ schlecht, weil ich mir die Zeit nahm, einen Zeitfahranzug fertig anzuziehen, was im nassen Zustand keineswegs trivial ist und auch das Aufsetzen des engen Aerohelms (ohne dabei das Visier rauszureißen, wie Jan Frodeno erst vor ein paar Wochen in Lanzarote passiert) eine feinmotorische Herausforderung darstellt. Dafür ist der Kiwami-Trisuit - wenn man ihn dann mal anhat- richtig schnell und windschlüpfrig. Da flattert und zwickt nichts!

 

Irgendwann saß ich schließlich doch im passenden Outfit auf dem Zeitfahrrad, musste dann noch in gemäßigtem Tempo die ersten 3km hinter mich bringen, auf denen in Ingolstadt wegen geringer Fahrbahnbreite Überholverbot herrscht, bevor das eigentliche Radrennen begann und ich die beim Schwimmen liegen gebliebenen Plazierungen wieder gut machen konnte.

 

 

Die Radbeine waren am Sonntag wie nach den Trainingsergebnissen erhofft gut und ich schaffte es mit der drittbesten Radzeit des Tages mich von Rang 28 nach dem Schwimmen bis auf Rang 5 am Ende der Radstrecke vor zu arbeiten. Die Strava-Daten des Radsplits gibt es hier. Das Radfahren war relativ windig mit viel Gegenwind auf den ersten 20km und dafür rasend schnellen Rückenwindabschnitten auf der zweiten Hälfte der Radrunde. Durch die frühe Startzeit waren die Temperaturen eher noch frisch, aber um mit hohem Puls schnell und hart zu radeln durchaus angenehm. Natürlich überholte ich auch ein paar grenzwertig eng fahrende Grüppchen bzw. kamen mir solche vor dem Wendepunkt entgegen, aber ich versuchte mein Tempo hoch zu halten, möglichst viel Vorsprung raus zu fahren und hoffte, dass diese nicht allzu viel Kraft für den abschließenden Lauf sparen konnten.

 

Ein besonders spannender Moment in jedem Triathlon ist immer der zweite Wechsel und die ersten Kilometer auf der Laufstrecke. Manchmal steigt man vom Rad und vom ersten Meter an zu Fuß weiß man, dass wird heute nichts besonderes mehr und manchmal funktionieren die Beine einfach fast wie von selbst und man muss sich (gerade bei Mittel- und Langdistanzwettkämpfen) eher bremsen, um mit den Energiespeichern hauszuhalten.

 

Am Sonntag lag ich irgendwo zwischen diesen beiden Extremen. Das Lauftraining der letzten Wochen war geprägt von Rückenproblemen gewesen, mit denen ich in den letzteren Jahren schon desöfteren zu tun hatte, so dass meine Erwartungen hinsichtlich der Abschlussdisziplin nicht allzu hoch waren. Trotzdem konnte ich mit gutem Tempo (die ersten 5 km im 3:45er-Schnitt loslaufen) und mich sogar zwischenzeitlich auf Rang 4 vorarbeiten.

 

 

Leider meldete sich kurz vor Ende der ersten Laufrunde sehr plötzlich und sehr unangenehm ein ordentlicher Muskelkrampf in den Hüftbeugern und im linken Oberschenkel, ausgerechnet vor einer steilen, neben dem Schwimmstart aufgebauten Rampe, die ich deshalb nur gehend statt rennnend bergauf und bergab bewältigen konnte. Durch die Gehpause wurde ich dann erstmals an diesem Tag seit dem Schwimmen selbst wieder überholt und verlor einen Platz. Glücklicherweise hatte ich ein "Notfallgel" von Powerbar eingesteckt, dass mich in dieser Krampf-Situation rettete: kaum hatte ich die Geltüte geleert besserte sich der Krampf, der wohl verursacht durch Energieverarmung und muskuläre Überforderung vom harten Radfahren und Laufen war innerhalb einer oder zwei Minuten und ich konnte wieder weiterjoggen, wählte aber von da an mein Lauftempo etwas defensiver, um keine weiteren Krämpfe und Gehpausen mehr zu riskieren, denn die besagte Rampe musste ja auch auf den verbleibenden drei Runden noch weitere Male bewältigt werden.

 

In der letzten von insgesamt 4 Runden kamen dann auch noch ein paar laufschnelle Jungs von hinten an mir vorbei, so dass ich noch die ein oder andere Plazierung verlor, aber immerhin schaffte ich es mein insgeheimes Ziel einer einstelligen Gesamtplazierung auch bei der 7.Austragung des Ingolstädtertriathlons zu erreichen. Entsprechend groß war dann auch die Freude beim Zieleinlauf, die glaube ich auch auf den Fotos ganz gut rüberkommt.

 

 

Heikes Rennen war auf dem Rad ähnlich wie meines: auch sie schaffte den drittbesten Bike-Split des Tages, stieg sogar als dritte vom Rad und schaffte es diese Plazierung bis ins Ziel mit einem gleichmäßigen Lauf zu halten, so dass sie ihrer persönlichen Ingolstadt-Geschichte eine weitere Podiums-Plazierung in der Gesamtwertung hinzufügen konnte. Die insgesamt fünfte Podiumplazierung in 7 Jahren Triathlon Ingolstadt ist auch ein Rekord der besonderen Art, den sich Heike mehr als verdient hat.

 

 

 

Der Stress an diesem Tag war natürlich noch nicht zu Ende, denn eineinhalb Stunden nach Heikes und meinem Zieleínlauf war unser Bundesliga-Team von Triathlon Grassau mit unter anderem Frederic am Start und das ist noch aufregender als ein eigenes Rennen. Aber für dieses Rennnen gibt es ja schon eigenen Eintrag in Frederics Blog.